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Konversation.
Sie zuckt mit den Schultern.
»Weiß nicht«, antwortet sie. »Lesen wahrscheinlich.«
Keine Gegenfrage, ihr Interesse an einer Unterhaltung
scheint gering zu sein. Ich sage auch nichts mehr, obwohl
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es mir schwerfällt. Nicht, dass ich in Plauderlaune wäre,
aber so ein angestrengtes Nicht-Miteinander-Reden
stresst mich. Katharina wartet nicht mal ab bis ich fertig
bin. Kaum hat sie ihr letztes Löffelchen Obstsalat intus,
verabschiedet sie sich.
»Schönen Tag!«, sagt sie nur. Kein Gedanke an irgend-
welche Gemeinsamkeiten. Keine Verabredung, kein
Wollen-Wir-Zusammen-Mittag-Essen. Nichts von alle-
dem. Das war deutlich. Dann halt nicht. So scharf bin ich
auf die Frau von Mister Jaguar auch nicht. Aber obwohl
ich sie nicht sonderlich sympathisch finde, ärgert mich
ihr Verhalten irgendwie. Ich will gemocht werden. Selbst
von Katharina. Ich weiß, das spricht nicht für mein
Selbstbewusstsein.
Kaum ist sie weg, habe ich neue Gesellschaft. In einem
Club ist man nur allein, wenn man sich in seinem Zim-
mer befindet oder sich versteckt. Ansonsten ist es eine
Art betreutes Reisen. Man sitzt an großen Tischen und
überall lauern wahnsinnig gutgelaunte Menschen, die ei-
nen ekstatisch begrüßen. Es ist befremdlich, hat aber et-
was Ansteckendes. Es gibt nur zwei Möglichkeiten damit
umzugehen: Rückzug und verhaltenes Fremdschämen
oder Mitmachen und infizieren lassen. Ich entscheide
mich für Mitmachen. Was bleibt mir auch übrig? Ich will
mich stimmungsmäßig nicht noch mehr runterziehen las-
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sen. Hier eine Woche mit Motzgesicht über die Anlage
zu laufen, ist auch nicht gerade eine schöne Aussicht.
»Du«, unterbricht mich eine junge Stimme, »hast du Lust
auf Wassergymnastik?«
Lust wäre übertrieben, aber da ich ansonsten keine Pläne
habe, willige ich ein.
»In einer halben Stunde im Pool!«, sagt der freundliche
junge Kerl begeistert und grinst mich an.
»Ich komme!«, verspreche ich und denke: Mal sehen.
»Und du bist gerade angekommen, oder?«, fragt mich
eine Mittvierzigerin in knackigen Hotpants, die mir am
Tisch gegenübersitzt. »Ich bin die Lieselotte aus Duis-
burg!«, stellt sie sich direkt vor.
»Andrea, aus der Nähe von Frankfurt«, antworte ich ar-
tig.
Lieselotte und Hotpants. Ein Name kann wirklich alt ma-
chen. Da kann man sich mit der Optik noch so viel Mühe
geben, wenn man Lieselotte heißt, versaut einem das je-
des Anti-Aging-Konzept.
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»Wollen wir zusammen zur Wassergymnastik gehen?«,
fragt mich Lieselotte.
Jetzt bin ich dran, aus der Wassernummer komme ich
nicht mehr raus.
»Fein«, antworte ich deshalb, »wir sehen uns am Pool.«
Erstaunlich, dass ich noch gar nichts von Gaby gesehen
habe. Wo die wohl steckt? Dafür, dass sie so großartige
Pläne mit uns beiden hatte, bin ich doch überrascht, sie
nirgends zu entdecken. Na ja, sie wird schon auftauchen.
Nach Christophs Korb und Katharinas abweisendem
Verhalten sehne ich mich richtiggehend nach jemandem,
der freiwillig und gerne Zeit mit mir verbringt.
Brav stehe ich eine halbe Stunde später im Wasser und
versuche, den Anleitungen einer jugendlichen Aquagym-
nastiklehrerin zu folgen. Sie ist etwa halb so alt wie ich,
und wenn sie sich bewegt, sieht man ihre Bauchmuskula-
tur. Ihr unglaublich dickes braunes Haar hat sie lässig zu
einem Pferdeschwanz gebunden, und ich komme mir bei
ihrem Anblick vor wie 100. Bisher dachte ich, Wasser-
gymnastik sei etwas für schlaffe Senioren, die, apathisch
auf einer Poolnudel hängend, durchs Becken treiben. Ich
habe mich getäuscht. Wassergymnastik, jedenfalls hier
und mit dieser durchtrainierten Vorturnerin, ist anstren-
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gend. Das Becken ist voll, die Musik dröhnt und Liese-
lotte ist an meiner Seite.
»Ich bin allein hier. Du auch?«, fragt sie freundlich.
»Eigentlich nicht«, antworte ich mit der bisschen Rest-
puste, die mir bleibt, »eigentlich aber doch.«
Sie schaut erstaunt.
»Wie meinst du denn das?«, will sie wissen.
»Ich bin mit meinem Mann hier, aber der spielt Golf!«,
sage ich und rolle als Kommentar mit den Augen.
»Du spielst also nicht!«, antwortet sie.
»Genau!«, sage ich nur.
»Ist doch super, da können wir ein bisschen was mitei-
nander unternehmen!«, freut sie sich. »Es sind leider sehr
viel mehr Familien hier, als ich dachte. Die in meinem
Reisebüro hat gemeint, das wäre eher ein Singleclub.«
»Bist du Single?«, erkundige ich mich.
Immerhin ist hier eine Person, die Kontakt sucht und tat-
sächlich mit mir spricht.
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»Ja, seit drei Jahren. Mein Mann hat sich neu orientiert.
Mit anderen Worten: Er hat mich aussortiert und gegen
ein jüngeres Model ausgetauscht. Profan, ein Klassiker
und trotzdem sehr bitter. Ich will gar nicht drüber reden,
das macht mir nur neue Falten, und ich werde so ver-
dammt wütend«, erzählt sie mir. [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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