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sums, weil die fundamentalen Gesetze die Quantenmechanik
mit ihrem Element von Unbestimmtheit oder Zufall enthalten.
Die zweite Frage war: Wenn alles durch eine fundamentale
Theorie bestimmt ist, dann ist auch das, was wir über die Theorie
sagen, durch die Theorie bestimmt. Und warum sollte vorherbe-
stimmt sein, daß das, was wir über die Theorie sagen, richtig ist
und nicht einfach falsch oder irrelevant? In meiner Antwort dar-
auf habe ich mich auf Darwins Theorie der natürlichen Selektion
berufen: Nur die Individuen, die die richtigen Schlußfolgerun-
gen über ihre Umwelt ziehen, werden in der Regel zum Über-
leben und zur Reproduktion fähig sein.
Die dritte Frage war: Wenn alles vorherbestimmt ist, was wird
aus dem freien Willen und der Verantwortung für unser Han-
deln? Doch ob ein Organismus einen freien Willen hat, läßt sich
objektiv nur testen durch die Frage, ob sich sein Verhalten vor-
hersagen läßt. Im Falle des Menschen sind wir völlig unfähig,
anhand der Naturgesetze vorherzusagen, was Menschen tun
werden - und zwar aus zwei Gründen. Erstens können wir die
Gleichungen für die sehr große Zahl von beteiligten Teilchen
nicht lösen. Zweitens, selbst wenn wir die Gleichungen lösen
könnten, würde die Vorhersage das System stören und zu verän-
derten Ergebnissen führen. Wenn wir also nicht in der Lage sind,
menschliches Verhalten vorherzusagen, können wir auch die
operative Theorie zugrunde legen, daß Menschen freie Wesen
sind, die sich für oder gegen eine Handlung entscheiden. Offen-
bar ist der Glaube an den freien Willen und an die Verantwor-
tung für unser Handeln von hohem Überlebenswert. Das heißt,
dieser Glaube müßte durch die natürliche Selektion verstärkt
werden. Ob das sprachlich vermittelte Verantwortungsgefühl
ausreicht, um den DNA-vermittelten Aggressionstrieb unter
Kontrolle zu halten, bleibt abzuwarten. Wenn nicht, wird die
Menschheit eine der Sackgassen der natürlichen Selektion gewe-
sen sein. Vielleicht hat eine andere Spezies intelligenter Lebewe-
sen irgendwo in der Galaxis ein besseres Gleichgewicht zwischen
Verantwortung und Aggression herstellen können. Doch wenn
das so wäre, hätte man erwarten müssen, daß sie schon Kontakt
mit uns aufgenommen oder daß wir zumindest ihre Radiosignale
aufgefangen hätten. Vielleicht wissen sie von unserer Existenz,
möchten sich uns aber nicht zu erkennen geben. Angesichts der
menschlichen Geschichte könnte das ein weiser Entschluß sein.
Der Titel dieses Essays ist eine Frage: Ist alles vorherbe-
stimmt? Die Antwort lautet ja. Doch sie könnte genausogut
nein lauten, weil wir niemals wissen können, was vorherbe-
stimmt ist.
Die Zukunft
des Universums
Gegenstand dieses Aufsatzes ist die Zu-
kunft des Universums oder vielmehr das, was nach Meinung der
Wissenschaft diese Zukunft sein wird. Natürlich ist es sehr
schwer, die Zukunft vorherzusagen. Ich wollte einmal ein Buch
schreiben, das heißen sollte: «Das Morgen von gestern: Eine
Geschichte der Zukunft». Es wäre eine Geschichte von Zu-
kunftsprognosen geworden, von denen fast alle weit danebenge-
legen haben. Und doch - trotz dieser Fehlschläge sind Wissen-
schaftler noch immer der Meinung, sie könnten die Zukunft
vorhersagen.
In früheren Zeiten waren solche Prophezeiungen Aufgabe von
Orakeln und Seherinnen. Oft waren das Frauen, die durch ein
Rauschmittel oder das Einatmen von vulkanischen Dämpfen in
Trance versetzt waren. Ihre Visionen wurden dann von den an-
wesenden Priestern gedeutet. Die eigentliche Kunst lag in der
Interpretation. Das berühmte Orakel von Delphi im antiken
Griechenland war bekannt dafür, daß es auf Nummer Sicher
ging und sich mehrdeutig äußerte. Als die Spartaner fragten,
* Darwin-Lecture, Universität Cambridge, Januar 1991.
was geschehen werde, wenn die Perser Griechenland angriffen,
erwiderte das Orakel: Entweder wird Sparta zerstört oder sein
König getötet werden. Ich nehme an, die Priester hatten sich
überlegt, daß die Spartaner, sollte keine dieser Möglichkeiten
eintreten, Apollo so dankbar wären, daß sie den Irrtum seines
Orakels übersähen. Tatsächlich fiel der König bei der Verteidi-
gung des Thermopylen-Passes, einer legendären Heldentat, die
Sparta rettete und zur späteren Niederlage der Perser führte.
Ein andermal fragte der lydische König Krösus, der reichste
Mann der Welt, was geschähe, wenn er in Persien einfiele. Die
Antwort lautete: Ein Königreich wird fallen. Krösus glaubte, da-
mit sei das Perserreich gemeint, aber statt dessen ging sein eige-
nes Königreich zugrunde, und er selbst landete auf dem Schei-
terhaufen.
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